Homosexualität gibt es in der Bibel nicht. Schwul, lesbisch, LGBTQ* sind Bezeichnungen, die in der Bibel nicht zu finden sind. Zumindest nicht in unserem heutigen Sinn. Außerdem sind die Texte, die für eine Diskussion herangezogen werden, sehr rar. Es handelt sich um sechs. Und diese sechs Textstellen sprechen eben nicht in unserem heutigen Sinn von Homosexualität. Sie reden gar nicht von Homosexualität.
Aus dem Alten Testament wird in der Diskussion um Homosexualität häufig die Geschichte von Sodom und Gomorra (Gen 19) herangezogen. Eine Parallelerzählung dazu findet man im Buch der Richter (Ri 19). Da sollen Männer auf der Reise herausgegeben werden, damit man mit ihnen Geschlechtsverkehr hat.
"Den Tod verdient"
Etwas komplexer sieht die Sache beim sogenannten Heiligungsgesetz aus. Im 18. und 20. Kapitel des Buches Levitikus scheint die Sache eindeutig zu sein: „Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide haben den Tod verdient […].“ (Lev 20,13) Das ist ja wohl eindeutig! Allerdings werden einige Verse vorher der Verzehr von Meeresfrüchten (Lev 11,10) und von Blut (Lev 19,26) mit ähnlichen Worten verboten. Schlechte Aussichten für Frutti-di-Mare- und Blutwurst-Liebhaber! In zwei Paulusbriefen und einem der Pastoralbriefe gibt es Aussagen zu Knabenschändern und Lustknaben, zu Menschen, die sich in sich selbst verlieben und deshalb mit ihrem eigenen Geschlecht Sex haben (Röm 1,26f; 1 Kor 6,9ff und 1 Tim 1,10).
Es dreht sich in der Bibel nie um zwei Menschen, die sich auf Augenhöhe begegnen. Die Liebe, Vertrauen und Verantwortung füreinander leben wollen. Eine solche Vorstellung gibt es noch nicht so lange. Sie bildete sich erst im 19. Jahrhundert heraus. In der Bibel wird nie über solche Beziehungen geschrieben, weil es sie der Vorstellung nach nicht gab.