Feuerbestattung

Deutschlands modernstes Krematorium in München eröffnet

Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit konnte vor kurzem das neue Krematorium am Münchner Ostfriedhof eröffnet werden. Rund 23 Millionen Euro hat es gekostet. In der neue Anlage können sich Angehörige ganz individuell von ihren Toten verabschieden.

Die individuelle Verabschiedung war bei der Planung des neuen Krematoriums besonders wichtig. © SMB

München – Es herrscht eine angenehme Atmosphäre beim Betreten des Krematoriums. Die Eingangshalle ist lichtdurchflutet und mit hellem Holz gestaltet. Rechts geht es in den Verabschiedungsraum, in dem bis zu zehn Personen Platz finden. Der Raum bietet zudem die Möglichkeit, die Trauerzeremonie zu streamen. „Die Nachfrage danach steigt, vor allem wegen Corona und weil einige Angehörige im Ausland leben“, erklärt der Leiter des Krematoriums Arndt Schulte Döinghaus, als er auf den Internetanschluss zeigt. Es handelt sich um einen schlicht gehaltenen Raum, in dem es möglich ist, die Verabschiedung mit Musik, Videos und Fotos individuell und persönlich zu gestalten.

Im Vordergrund steht das individuelle Abschiednehmen

Eine Einäscherung kostet 269 Euro. Der Preis kann durch die Vielzahl an Angeboten aber variieren. „Mit dem Neubau haben wir auch den Menschen wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Wir vereinen unter einem Dach sehr viele Serviceleistungen, die hier den Angehörigen zugutekommen.“, erklärt Schulte Döinghaus beim Betreten des Aufbahrungsraumes. In diesem Raum befinden sich hinter einer Glasscheibe sechs Abteile, in denen der Sarg, geöffnet oder geschlossen, aufgebahrt wird. Auf der anderen Seite der Glasscheiben, können die Angehörigen Abschied nehmen. Schon vom Besuchereingang ist der Aufbahrungsraum durch große Fensterscheiben zu erkennen. Schulte Döinghaus ist es wichtig, dass eine individuelle Verabschiedung möglich ist. Vor allem das freundlich und hell gestaltete Raumkonzept soll als Hilfe dienen, um die Angehörigen nicht noch zusätzlich zu belasten und mit der eigenen Trauer auseinander setzten zu müssen.

Bisher in Deutschland einzigartig ist der Blick in die Ofenhalle. Durch eine Glasscheibe ist der Blick auf die Längsseite des Sarges möglich. Die Angehörigen haben so die Möglichkeit die Einfahrt des Sarges in den Ofen zu verfolgen. Aus trauerpsychologischer Sicht handelt es sich dabei um einen wichtigen Moment. Es ist ein sich bewusstmachen, dass der Tote die Welt verlässt. „Das ist vergleichbar mit dem Sargablassens ins Grab bei einer Erdbestattung“, so Schulte Döinghaus.

Nachfrage nach Feuerbestattungen steigt

Auch wenn es ein Ort des Abschiednehmens ist und auf den ersten Eindruck beklemmend wirkt, handelt es sich um einen normalen Betrieb. Das wird spätestens in der Schaltzentrale der Öfen deutlich. Die Abläufe müssen planmäßig vonstattengehen, damit bis zu 33 Kremierungen am Tag durchgeführt werden können. Gearbeitet wird im zwei Schichtbetrieb von 6 bis 21 Uhr. Bisher stehen für die Kremierungen drei Ofenlinien zur Verfügung. Da die Nachfrage der Urnenbestattung steigt, ist eine vierte Ofenlinie bereits vorbereitet. Insgesamt werden im Jahr bis zu 8.000 Menschen am Münchner Ostfriedhof verbrannt. Damit dies gelingen kann, arbeiten derzeit 19 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Münchner Krematorium.

Als mögliche Gründe für die hohe Nachfrage an Einäscherungen nennt Schulte Döinghaus vor allem finanzielle und wirtschaftliche Aspekte. Grundsätzlich sind Einäscherungen preiswerter im Vergleich zu Sargbestattungen und es gibt kein Sterbegeld mehr von den Krankenkassen. Zudem benötigt eine Urnennische oder ein Urnengrab keine oder nur wenig Pflege.

Vorreiter eines grünen Krematoriums

Stolz ist Schulte Döinghaus vor allem darüber, dass es sich bei dem Neubau um ein energiesparendes Krematorium handelt. „Wir sind jetzt wirklich ein grünes Krematorium.“ Während in der alten Anlage 40-60 Kubikmeter Erdgas pro Kremierung benötigt wurden, sind es jetzt nur noch 5-8 Kubikmeter. Zusätzlich wird die Abwärme für die Beheizung der Räume verwendet und in umgewandelter Form für den Kühlraum genutzt.

Hinter einer unscheinbaren Tür im Raum der Ofeneinfahrten geht es in einem Bereich, der für die Öffentlichkeit nicht einsehbar ist. Dort ist es sehr warm und der Geruch undefinierbar. Zu sehen ist viel Technik, man steht auf einem Stahlgitter und seitlich sind die Öfen aufgereiht. Mitarbeiter, die Brenner genannt werden, beobachten den Prozess der Verbrennung. Durch kleine runde Fenster können sie in die Öfen schauen und prüfen in welchem Status der Sarg und der Leichnam sich befindet. Damit die Leichen nicht verwechselt werden können, wird auf dem Sarg ein Schamottestein mit einer Identifizierungsnummer gelegt, welcher den Verstorbenen bis in die Aschekapsel begleitet.

Entgegen gängigen Vorstellungen wird der Sarg bei einer Kremation nicht in ein brennendes Feuer geschoben. Die Öfen sind mit Schamottesteinen ausgekleidet. Durch Industriebrenner und Erdgas werden sie auf eine Temperatur zwischen 850°C bis 900°C temperiert. Die gespeicherte Hitze entflammt den Sarg. Eine Kremation dauert im Durchschnitt eine bis eineinhalb Stunden, je nach Größe und Körperbau des Verstorbenen.

Dreieinhalb Kilo bleiben von einem Menschen übrig

Durch eine schmale Treppe gelangt man eine Etage tiefer. Dort wird die Asche, nachdem sie ca. 45 Minuten ausgekühlt ist, entnommen. Sie liegt auf einer metallischen Schaufel, die einem Kehrblech gleicht. Hier werden per Hand Implantate aussortiert. Knochenteile, die beim Brandvorgang nicht zu Asche zerfallen und zu groß sind, um in die Urne zu passen, kommen in die Knochenmühle. Dreieinhalb Kilo sind es, die am Ende von einem Menschen inklusive Urne übrigbleiben.

Jeden Tag mit dem Tod konfrontiert zu werden ist nicht immer leicht. „Es ist wichtig einen geeigneten Modus zu finden und einen professionellen Abstand zu wahren. Aber es berührt einen schon, wenn Kindersärge in der Kühlkammer stehen oder die Verstorbenen im eignen Alter sind“, erklärt Schulte Döinghaus. Vor allem kollegiale Absprachen und gegenseitiger Austausch helfen in solchen Momenten. Zusätzlich können Psychologische Angebote in Anspruch genommen werden. Der Krematoriumsneubau am Münchner Ostfriedhof hat neue Maßstäbe für die Bestattungskultur der Zukunft gesetzt. Ob das in Deutschland Nachahmer finden wird, wird sich zeigen. (Pauline Erdmann, Volontärin beim Michaelsbund)

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