Lothar Anselm von Gebsattel

Der erste Erzbischof

Durch die Säkularisation von 1802/03 war die alte bayerische Kirchenordnung untergegangen. Die Neuordnung der bayerischen Bistümer brachte mit Lothar Anselm von Gebsattel einen Mann an die Spitze des neuen Erzbistums München und Freising, der im alten Adel zuhause war.

Der erste Erzbischof von München und Freising: Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel (1761-1846) © Archiv EOM

München - Er war der erste Erzbischof von München und Freising und zugleich einer der letzten, die aus dem Adel stammten: Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel wurde 1761 in Würzburg geboren. Sein Vater war dort Oberhofmarschall am fürstbischöflichen Hof. Gebsattel selbst wurde früh für eine geistliche Karriere bestimmt, berichtet Roland Götz, stellvertretender Direktor von Archiv und Bibliothek des Erzbistums. 1795 wurde Gebsattel zum Domkapitular in Würzburg ernannt und sammelte Erfahrungen in der fürstbischöflichen Verwaltung, später wirkte er als bevollmächtigter Minister des Würzburger Landesherrn am Münchner Hof.

In dieser Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es tiefgreifende Veränderungen in der politisch-kirchlichen Aufstellung Bayerns. Durch die Säkularisation von 1802/03 ging die alte bayerische Kirchenordnung mit ihren Fürstbischöfen unter. Es dauerte bis zum Konkordat von 1817, bis sich der erste bayerische König Maximilian I. Joseph und der Vatikan auf eine Neuregelung des Verhältnisses von Kirche und Staat einigen konnten.

Prestigeträchtiger Posten

Lothar Anselm von Gebsattel hatte sich unterdessen mit Mitte 50 ins Privatleben zurückgezogen. „Seinem guten Verhältnis zum bayerischen König“ sei es laut Roland Götz zu verdanken gewesen, dass ihn König Max 1818 sozusagen aus dem Vorruhestand holte und als Erzbischof von München und Freising nominierte, so wie es diesem nach dem Konkordat zustand. Obwohl München vorher keine Bischofsstadt war, handelte es sich hierbei bereits damals um den prestigeträchtigsten Posten in der katholischen Welt Bayerns. Schließlich waren ihm die Bischöfe von Augsburg, Regensburg und Passau zugeordnet, zudem war München eine Großstadt und die Hauptstadt des jungen Königreichs.

Da sich die Umsetzung des Konkordats allerdings verzögerte, fanden die Bischofsweihe und der Amtsantritt Gebsattels erst im Jahr 1821 statt. In seiner langen Amtszeit, die bis zu seinem Tod 1846 andauerte, sei Gebsattel stets um ein „gedeihliches Verhältnis zwischen Kirche und Staat“ bemüht gewesen, so Kirchenhistoriker Götz. Durch die neue Ordnung hatte der Staat plötzlich in kirchlichen Angelegenheiten viel zu sagen, weshalb sich der Erzbischof vor allem für „die Wahrung kirchlicher Rechte“ einsetzte, ohne es sich allzu sehr mit dem König zu verscherzen.

Unentwegt unterwegs

Im neu gegründeten Erzbistum München und Freising freuten sich viele Gläubige darauf, überhaupt mal wieder einen Bischof zu Gesicht zu bekommen. Schließlich war der Stuhl des heiligen Korbinians seit dem Tod des letzten Freisinger Fürstbischofs 1803 unbesetzt geblieben. Auch deshalb sei Gebsattel bis zu seinem Ableben unentwegt auf Firm- und Kirchweihreisen in der Erzdiözese unterwegs gewesen und verfasste zahlreiche Hirtenbriefe, erklärt Götz. Vor den Visitationen hätten ihm die Gemeindepfarrer per Fragebogen über die Situation vor Ort Auskunft geben müssen. Gebsattels Besuche in den Pfarreien hätten dabei an die Auftritte hoher Herren aus der alten Adelswelt erinnert. Er sei, wie das bis weit ins 20. Jahrhundert der Fall war, „kein Erzbischof zum Anfassen“ gewesen, betont Götz.

Ein wichtiges Anliegen war Gebsattel die Erneuerung der Priesterausbildung. Den Freisinger Domberg machte er zu einem Zentrum der geistlichen Bildung mit Knabenseminar, Klerikalseminar und Philosophisch-Theologischer Hochschule.

Der König regte sich furchtbar auf

Als Vorreiter der Ökumene kann der erste Erzbischof von München und Freising dagegen nicht gelten. Als Königin Karoline, die zweite, protestantische Gattin des lange verstorbenen Königs Max I. 1841 an der Seite ihres Mannes in der Münchner Theatinerkirche beigesetzt werden sollte, sorgte Gebsattel dafür, dass die Feierlichkeiten „sang- und klanglos durchgeführt wurden“. So durften die evangelischen Würdenträger den Sarg der alten Königin etwa nur bis zur Kirchentüre geleiten und der katholische Klerus erschien in weltlicher Kleidung. Darüber soll sich, so Götz, sogar Karolines katholischer Stiefsohn König Ludwig I. furchtbar aufgeregt haben.

Die Erzdiözese München und Freising gedenkt heuer der 1821 erfolgten Neuordnung der bayerischen Bistümer nach der Säkularisation von 1803 und begeht damit ihr 200-jähriges Bestehen. Das Bistum Freising wurde damals zum Erzbistum München und Freising und veränderte sich so weitreichend in seiner geografischen Ausdehnung und organisatorischen Struktur. Den Auftakt des Jubiläums bildet eine Online-Ausstellung zum geschichtlichen Hintergrund.

Podcast-Tipp

12 Momente aus 200 Jahren

Dieser Podcast erzählt 2021 monatlich von Menschen, Orten und Dingen aus der Geschichte des Erzbistums München und Freising, das 1821 errichtet wurde. Im Münchner Dom erinnert noch eine Marmortafel mit goldenem Schriftzug an die Neuordnung der bayerischen Bistümer. 1821 wurde sie vollzogen. Nirgendwo führte sie zu so umwälzenden Veränderungen wie in Oberbayern, die heute noch fortwirken. Ein Podcast über Zollschranken gleich hinter der Münchner Stadtgrenze, der Suche nach einer neuen Kathedrale, starke Katholikinnen und Bauboom in den 1950er Jahren.

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Der Autor
Klaus Schlaug
Online-Redaktion
k.schlaug@michaelsbund.de

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