Junior-Demenzbegleiter

Demenz aus der Tabuzone holen

Demenz geht alle an, auch junge Menschen. Die Malteser haben sich deshalb etwas einfallen lassen, das Betroffene und Jugendliche zusammenbringen soll.

© AdobeStock Ocskay_Mark

München - Wenn  Oma  oder  Opa  alles  vergisst und sich nicht mehr allein  im  Leben  zurechtfindet,  ist  das  eine  große  Herausforderung  für  die  betroffenen  Familien.  Auch  weil  Demenz  tabuisiert  wird,  obwohl  immer  mehr  Senioren  daran  leiden. Bis 2030 wird es Schätzungen zufolge  in  Bayern  etwa  300.000  dementiell  erkrankte  Menschen  geben.

Deshalb  ist  es  wichtig, sich  bereits  heute mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Dabei geht es in erster Linie darum, Berührungsängste   gegenüber   Menschen  mit  Demenz  abzubauen.  Gerade für junge Menschen ist das wichtig. Auch  wenn  Alter  und  Krankheit  für  sie noch weit weg zu sein scheinen, haben doch immer mehr Jugendliche einen  Verwandten  in  der  Familie, der dement ist.

Demenz-Kranke bleiben oft unsichtbar

Die  Malteser  im  Erzbistum  München  und  Freising  haben  deshalb  ein  neues  Projekt  auf  den  Weg  gebracht. Sie  wollen   junge   Menschen   und   Demenz-Patienten  zusammenbringen.  Bis  zum  Jahresende  sollen  die  ersten  „Junior-Demenzbegleiter“  ausgebildet  sein, die zum Beispiel in Seniorenheime gehen, um dort mit den Betroffenen  zu  spielen,  zu  backen  oder  spazieren zu gehen. Der   Besuch   in   den   Heimen  sei wichtig,  weil  die  Demenz-Kranken  dort  für  die  Gesellschaft  unsichtbar  seien  und  damit  in  Vergessenheit  gerieten,  erklärt  Alessa  Boehm,  die  bei  den  Maltesern  die  Jugendarbeit  leitet  und  das  Junior-Demenzbegleiter-Projekt koordiniert. Ziel sei es, für Senioren  mit  beginnender  Demenz  mehr  Lebensqualität zu erreichen. Denn gerade in der Frühphase könnten die dementiell  Erkrankten  noch  vieles  unternehmen,  wenn  sie  Menschen  an  ihrer Seite hätten, die sie bei ihren Aktivitäten begleiten.

Jugendliche setzen sich auch mit dem Tod auseinander

Bevor die Jugendlichen in die Heime   gehen,   werden   sie   erst   einmal   gründlich  geschult.  Sie  lernen,  wie  eine  Demenz  verläuft  und  wie  man  sich gegenüber dementiell veränderten Menschen  verhält.  Sterben  und  Tod  stehen  ebenfalls  auf  der  Agenda. Zu  den  30  Theoriestunden  kommen  15  Praxisstunden dazu, berichtet Boehm. Letztere  seien  entscheidend,  weil sich dort  erst  zeige,  ob  sich  ein  Jugendlicher die Aufgabe wirklich zutraut.

Unerwartete Auszeichnung für Junior- Demenzbegleiter-Konzept

Seit  dem  Frühjahr  steht  das  Konzept  für  die  Junior-Demenzbegleiter.  Dann jedoch kam Corona, die Seniorenheime  wurden  für  Besucher  geschlossen,  und  der  Ausbildungsstart  rückte erst einmal in weite Ferne. Davon ließ man sich aber nicht entmutigen, erzählt Boehm. Denn mitten in die  Krise  platzte  eine  Überraschung,  die  alle  motiviert  habe  weiterzumachen:  Das  Konzept  für  die  Junior- Demenzbegleiter   wurde   Ende   Mai   vom   bayerischen Sozialministerium   mit  dem  „Bayerischen  Innovationspreis  Ehrenamt  2020“  ausgezeichnet.  Anschließend habe man bei den Seniorenheimen   und   Tageseinrichtungen   kräftig die Werbetrommel für die Idee gerührt.  Für  den  Spätherbst  sei  die  Ausbildung  der  ersten  jungen  Helfer  geplant. Wann   diese   zum   Einsatz   kommen,   könne   zurzeit   noch   niemand   sagen,  meint Boehm. Die  Demenzbegleiter bleiben  vorerst  ein  Projekt auf Abruf.

Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de

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