Kirche und Homosexualität

Queere Familie: Die Liebe ist das Wichtigste

Im Januar haben sich 125 kirchliche Mitarbeiter als "queer" geoutet. Sie wollten ihre Diskriminierung in der Kirche nicht mehr hinnehmen. Denn noch immer kann eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft zur Kündigung führen. Die Rosenheimerin Ruth ist als Jugendreferentin im Erzbistum München und Freising angestellt. Sie geht mit ihrer Beziehung zu einer Frau ganz offen um.

Regenbogen-Flagge © IMAGO/YAY Images

Rosenheim – Seit Ende 2019 ist Ruth mit ihrer Partnerin Andrea verheiratet. Negative Reaktionen auf ihre Beziehung hat sie bis jetzt nicht hinnehmen müssen: „Wir haben vorher in einem kleinen Dorf im Oberland gewohnt. Und wir hatten die Angst, schräg angeschaut zu werden. Als wir dort unsere ersten Kisten und Koffer in die Wohnung getragen haben, ging ein Frauenpaar händchenhaltend vorbei.“ Unterm Strich sei die Angst vor aggressiven oder diskriminierenden Reaktionen meist unberechtigt.

Dem Sohn so viel wie möglich erklären

Die beiden haben das Elternhaus von Ruth übernommen, Ruth's Sohn Caspar geht in Rosenheim zur Schule. Für ihn ist seine „etwas andere Familie“ kein Thema, sagt Andrea. Für ihn sei es das Normalste auf der Welt, zwei Mamas zu haben, er sei eher erstaunt, wenn jemand danach frage. Ruth führt das auch darauf zurück, dass sie, sowohl im Umfeld ihres kirchlichen Arbeitgebers wie auch in der Schule von Caspar, immer sehr offen damit umgegangen ist: „Wir haben das Thema von vornherein angesprochen, um ihn zu schützen. Und die Reaktionen waren offen-interessiert, so nach dem Motto: was soll man denn sagen, wenn Fragen von der Klasse aufkommen?“ Sie beide würden versuchen, dem Sohn vorzuleben, worauf es in einer Partnerschaft wirklich ankomme. Kardinal Marx habe das sehr schön mit dem Begriff „Primat der Liebe“ benannt.

Eigentlich seien sie eine ganz normale Familie, meinen die beiden. Sie wären gerne mit den beiden Hunden im Freien, würden gerne verreisen, vorzugsweise zum Camping, zum Beispiel an den Gardasee oder nach Kroatien. Einen Wermutstropfen aber gibt es für die kleine Familie: beiden hätten gerne, dass Caspar auch Andrea's Sohn ist. Doch eine Adoption sei in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung mit riesigen bürokratischen Hürden verbunden.  In einer Hetero-Partnerschaft sei die Angelegenheit mit einer Unterschrift erledigt, in ihrem Fall sei eine Adoption mit einem zweijährigen Nervenkrieg verbunden, der entwürdigend sei, sagt Ruth.

Manchmal Störfaktor: der kirchliche Arbeitgeber

Auch dass Ruth beim erzbischöflichen Jugendamt angestellt ist, ist für Andrea von Anfang an ein Problem gewesen – bei aller Liebe: sie selbst ist getauft und gefirmt, hat die Kirche aber aus mehreren Gründen verlassen, hat keinen Bezug dazu. Ihrer Partnerin hat sie oft Vorhaltungen gemacht, wie sie bei einem Verein arbeiten könne, der so gegen ihre Lebensweise sei. Aber ein Argument von Ruth hat ihr zu denken gegeben: in der großen Firma, in der Andrea arbeite, dürfe niemand von der Partnerschaft wissen, im kirchlichen Umfeld von Ruth wüssten es alle.

Inzwischen hat sich Andrea daran gewöhnt, dass ihre Partnerin bei der katholischen Kirche angestellt ist. Und Ruth ist zuversichtlich, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Segnung homosexueller Paare erlaubt ist – und es sogar irgendwann eine „Ehe für alle“ im kirchlichen Bereich gibt. Andrea ist von solchen Ideen nach wie vor nicht angetan. Aber Ruth nimmt's mit Humor: „Das wäre schon schön. Es gibt so schöne Kapellen, in die man gehen kann. Da finde ich schon eine, die Dir gefällt!“

Der Autor
Willi Witte
Radio-Redaktion
w.witte@michaelsbund.de

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