Schöpfung

Corona sorgt für "Haustierboom"

Immer mehr Menschen haben sich in den letzten Monaten ein Haustier zugelegt. Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler sieht in diesem Trend auch eine Gefahr.

Kaninchen sind nicht nur in Corona-Zeiten beliebte Haustiere. © SMB/Schmid

Bonn/München – Der Corona-Lockdown mit seinen starken Einschränkungen hat eines deutlich gezeigt: Menschen sehnen sich nach Nähe und sozialen Kontakten mit Verwandten, Freunden und Kollegen. Weil diese aber kaum noch möglich waren, wählten sich die Deutschen vermehrt andere Begleiter: mit Fell und Federn.

Coronabedingt habe es einen regelrechten "Haustierboom" gegeben, sagt Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Nicht nur im Zoofachhandel, auch bei Züchtern und in Tierheimen habe es eine "überdurchschnittliche Nachfrage" gegeben, etwa in Karlsruhe, Köln und Lübeck. Die Tierasyle in Starnberg, Heilbronn und Waldenburg seien sogar so erfolgreich gewesen, dass vorübergehend kaum noch oder gar keine Katzen und Hunde mehr zur Vermittlung standen. In Wiesbaden hätten durch gezielte Einzelberatungen mit Interessenten "selbst schwierige Langzeitinsassen" ein neues Zuhause gefunden.

"Wir Menschen sind soziale Lebewesen", weiß die Erfurter Psychologin Andrea Beetz. Weil sie sich nach einem Sozialpartner sehnten, legten sich nun manche ein Tier zu. Durch dieses "soziale Gegenüber" fühle man sich emotional unterstützt. Hinzukomme der wohltuende Körperkontakt und das Streicheln, den Tier und Mensch gleichermaßen genießen. Dabei wird das Wohlfühlhormon Oxytozin ausgeschüttet, das Stress, Angst und depressive Verstimmungen reduziert sowie Vertrauen und Wohlbefinden fördert. Ein Effekt, den Menschen in Corona-Zeiten offenbar gut gebrauchen können.

"Ein Tier ist kein Zweckmittel"

Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler warnt indes vor einer überstürzten, unreflektierten Anschaffung. "Haustiere strukturieren das Leben neu", betont Schießler, der bei der "Viecherlmesse" in seiner Pfarrei Sankt Maximilian jedes Jahr allerlei Getier segnet. Dem neu angeschafften Tier nur das Fressen hinzustellen, sei entschieden zu wenig, "ein Haustier ist ein Partner", so der Priester, der seine Hündin "Pia" aus einer "Qualzucht" zu sich geholt hat.

Für Pfarrer Schießler ist klar: "Ein Tier ist kein Zweckmittel. Nur ein Tier anzuschaffen, weil ich jetzt länger daheim bin oder keine Fernreise mehr machen kann - das ist Missbrauch am Tier."

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten beobachtet bereits mit Sorge steigende Abgabezahlen. Der Grund: Manche Menschen hätten gemerkt, dass sie nicht ausreichend Zeit oder Geld hätten, ein Tier auf Dauer zu versorgen. Dabei sei es nicht nur da, "um seinem Besitzer in einer schweren Zeit Freude zu schenken", erklärt Heimtierexpertin Sarah Ross. Schließlich sei ein Tier "ein Individuum mit Bedürfnissen", das nicht nur vorübergehend, sondern lebenslang umsorgt werden müsse.

Und zurück im Tierheim steigen die Vermittlungschancen nicht unbedingt. Denn mancherorts hat das Interesse an Tieren auch stark abgenommen, weiß Schmitz. Denn die Menschen seien coronabedingt auch viel mit sich selbst und ihren Problemen beschäftigt gewesen.

Tierheimen fehlt das Geld

Der Deutsche Tierschutzbund beobachtet als Dachverband der Tierheime derweil eine finanziell "besorgniserregende" Lage. So seien fest einkalkulierte Einnahmen aus Festen, Basaren und Flohmärkten weggebrochen. Und weil die Menschen weniger verreist seien, hätten die Heime auch weniger Pensionstiere beherbergt, die auch Geld in die Kassen bringen.

Auch der Auslandstierschutz steht vor Herausforderungen. Durch die coronabedingte wirtschaftliche Not und ausbleibende Touristen in südlicheren Ländern geht es vielen Hunden und Katzen aus Sicht von Tierschutzvereinen noch schlechter als sonst. Sie werden nicht mehr versorgt und ausgesetzt.

Im Auslandstierschutz tätige Vereine wie Tiere in Not Griechenland rechnen mit einem "enormen Anstieg der Straßenhunde", weil Haushunde aufgrund finanzieller Probleme oder aus Angst vor Ansteckung vor die Tür gesetzt werden könnten. Die Vereine setzen deshalb nun verstärkt auf Geldspenden und Tierpatenschaften. (Angelika Prauß/kna/ksc)

Podcast-Tipp

Schießlers Woche

Pfarrer Rainer Maria Schießler aus München wartet nicht darauf, dass die Menschen zu ihm kommen. Er geht dorthin, wo die Menschen eh schon sind. Zum Beispiel auf das Oktoberfest, wo er jahrelang gekellnert hat. Und deshalb versteht er auch Vieles, was andere Pfarrer gar nicht erst mitbekommen. Er nennt die Dinge beim Namen, auch wenn ihm das schon so manches Mal Ärger eingebracht hat. Aber er will immer nur das eine: seiner Kirche - und damit den Menschen - dienen. Auch in seinem Podcast nimmt er kein Blatt vor den Mund. Er spricht über alles: Grundsätzliches, Spirituelles, aber auch kirchenpolitische Fragen.

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