Sebi erfährt einiges davon, wie es in der Welt zugeht, ohne nur seinee Heimat Schwyz verlassen zu müssen. Denn er wird Zeuge einiger historischer Ereignisse, die zum Gründungsmythos der unabhängigen Schweiz gehören. Ein Schweizer Vorfahr des Simplicissimus von Grimmelshausen in gewisser Weise, nicht ganz so übermütig, aber ein heller Kopf mit einem intakten moralischen Kompass inmitten verwirrender Zeiten.
Charles Lewinsky holte mich mit seiner schlichten, kernigen Sprache sofort an die Seite dieses Jungen Sebi, aus dessen Perspektive er konsequent und überzeugend erzählt. Er lässt seinen Bauernbuben sagen, was er denkt. Verschmitzt und unverbildet berichtet Sebi aus dem Kloster, von seiner ersten Verliebtheit und später - schon reifer und ernster - vom Überall auf dass Kloster und den Vorbereitungen zum Kampf. Vertiefte Sprachkenntnisse sind nicht nötig, ein umfangreiches Onlineglossar hilft auf die Sprünge, vieles versteht man intuitiv. Immerhin ist der Roman auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis gelangt, also garantiert grenzüberschreitend verständlich.
Charles Lewinsky ist 1946 in Zürich geboren und lebt seit 40 Jahren als Schriftsteller. Seine Bücher werden in 14 Sprachen übersetzt. Diesen Roman hat er seinem Bruder gewidmet. mit dem er in der Kindheit jeden Abend das Einschlafen hinausgezögert habe, indem sie gemeinsam Geschichten erfunden hätten. Er sieht das heute als erste Gehversuche für seinen späteren Beruf. Denn, so betont er: Die wichtigste Aufgabe eines Romanautors ist es, eine interessante Geschichte zu erzählen. Und das gelingt beim "Halbbart" hervorragend. Der Roman ist für den Schweizer Buchpreis nominiert.
