Bischofskonferenz: Triage ist als letztes Mittel gerechtfertigt

Welcher Patient soll zuerst eine medizinische Versorgung erhalten? Eine heikle Frage, die in Ausnahmefällen aber erlaubt sein soll. Das hat die Deutsche Bischofskonfernz bejaht. Es müssten allerdings strenge Rahmensetzungen gelten.

Die Triage ist in der Corona-Krise nach den Worten der Deutschen Bischofskonferenz als letztes Mittel erlaubt. © Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Bonn –Die Triage ist in der Corona-Krise nach den Worten der Deutschen Bischofskonferenz als letztes Mittel erlaubt. "Im Fall einer unüberbrückbaren Kluft von medizinischen Ressourcen und Behandlungsbedarf in Folge einer pandemischen Überlastung des Gesundheitssystems" sei sie "im Sinn einer Ultima Ratio zulässig, gerechtfertigt und sogar geboten", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten "Argumentationsskizze" des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Dafür müssten aber "strenge Rahmensetzungen" gelten.

Bei der sogenannten Triage gilt es zu entscheiden, welche Patienten weiterbehandelt werden, wenn die Ressourcen nicht für alle Notfälle reichen. Bei der Conora-Pandemie gilt dies vor allem für die Zuweisung von Beatmungsplätzen. Dies war bereits in Italien, Spanien und Frankreich der Fall. Die Triage ist problematisch, weil sie zumeist eine Entscheidung über Leben und Tod einschließt und das Prinzip der Gleichbehandlung aller Patienten außer Kraft setzt.

Nur medizinische Aspekte berücksichtigen

Das Schreiben betont deshalb, dass im Vorfeld alle alternativen Möglichkeiten auszuschöpfen seien. Das gelte besonders für die staatlich verantwortete Vorsorge, die darauf ausgerichtet sein müsse, Triage-Situationen zu vermeiden.

Als Entscheidungskriterien der Triage kommen laut Bischofskonferenz "ausschließlich medizinische Aspekte in Betracht, insbesondere aber die Behandlungsbedürftigkeit und die Prognose, die sorgfältig individuell abgewogen werden müssen". Unethisch und abzulehnen seien äußere Kriterien wie etwa "das Lebensalter oder das Geschlecht, insbesondere soziale Kriterien wie Stellung, Bekanntheitsgrad, ökonomische Aspekte oder auch 'Systemrelevanz'".

Was bedeutet Triage?


Der Begriff "Triage" bezeichnet in der Medizin eine Methode, um im Fall einer Katastrophe oder eines Notfalls die Patienten auszuwählen, die zuerst eine medizinische Versorgung erhalten. Das Wort stammt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt "sortieren" oder "aussuchen".Der Begriff stammt aus der Militärmedizin, wo es um die Versorgung der Verletzten auf dem Schlachtfeld geht. Inzwischen wird er auch in der Notfallmedizin oder dem Zivilschutz etwa bei Katastrophen, Terroranschlägen oder Pandemien verwandt. Dazu wurden strukturierte Triage-Instrumente entwickelt.Bei der Triage im Falle der Corona-Pandemie geht es vor allem um die ärztliche Entscheidung, wer eine intensivmedizinische Behandlung oder ein Beatmungsgerät erhält, wenn nicht hinreichend Ressourcen vorhanden sind. Dies ist derzeit etwa in Italien der Fall. (kna)

Auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki betonte, dass es gerechtfertigt sei, wenn Ärzte in einer Krisensituation wie der Corona-Pandemie entscheiden, welche Patienten sie retten und welche nicht. "Man muss im letzten eine Güterabwägung treffen", sagte er der "Bild"-Zeitung (Mittwoch).

Wer die größte Überlebensmöglichkeit habe, dem müsse an erster Stelle geholfen werden. "Und dort, wo nach menschlichem Ermessen davon ausgegangen werden muss, dass die Krankheit schon so weit fortgeschritten ist, dass die Gefahr des Todes besteht, da ist sicherlich in einer solchen Güterabwägung demjenigen, dem Gesundheit und Leben wahrscheinlich erhalten werden können, der Vortritt zu geben."

Eine Triage allein nach Alter, Vorerkrankungen oder klinischem Allgemeinzustand ist nach Auffassung des Brixener Moraltheologen Martin M. Lintner nur im Ausnahmefall ethisch zu legitimieren. Das gelte etwa, wenn der Zeitdruck es nicht erlaube, die wesentlichen Aspekte wie Dringlichkeit und Erfolgsaussicht von intensivmedizinischen Therapien sowie Überlebenschancen angemessen zu überprüfen, schreibt Lintner in einem Gastbeitrag für das Internetportal katholisch.de. "Alles andere würde ich für einen 'utilitaristischen Dammbruch' in einem an der Würde und dem Wohl jedes einzelnen Patienten verpflichteten Gesundheitswesen halten."(kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie

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