München – "Wie viel darf's denn sein?" - als beim Einkaufen die Ware noch Stück für Stück abgewogen wurde, war das die Standardfrage an die werte Kundschaft. Die deutschen Katholiken diskutieren seit einem guten Jahr im Synodalen Weg Reformen in ihrer Kirche, ein Hauptthema ist der Umgang mit Macht. Der Wunsch nach mehr Beteiligung, wie man sie aus einem demokratischen Gemeinwesen gewohnt ist, lässt sich nicht überhören. Aber selbst bei Reformwilligen gibt es Zweifel, wie weit das gehen sollte.
Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern nahm sich am Samstag bei seiner digitalen Frühjahrsvollversammlung viel Zeit für die Debatte - und verschob dann die Abstimmung über ein vorformuliertes Positionspapier. Es gibt noch weiteren Beratungsbedarf.
Theologin: Kirche müsse von Welt lernen
Die muntere Diskussion eröffnete ein Impulsreferat der Freiburger Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer. Die Forderung nach mehr Partizipation, sagte die Professorin für Christliche Gesellschaftslehre, folge nicht einer "billigen Anpassung an den Zeitgeist", sondern sei Ausdruck dessen, "dass die Kirche ihrem eigenen Menschenbild folgt". Zu diesem zählen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) auch die Menschenrechte. Echte Partizipation aber sei nicht möglich, solange die Kirche als "Zwei-Stände-Gesellschaft" verstanden werde. Die Kirche könne und müsse von der Welt lernen, wie etwa Macht klug kontrolliert und geteilt werde.
Der Jesuit Bernd Hagenkord, einer der beiden Geistlichen Begleiter des Synodalen Wegs, wandte sich gegen Stimmen, dieser Prozess sei nicht geistlich, mithin nicht fromm genug. Orte des Geistlichen seien nicht nur Gebete und Gottesdienste, sondern auch Debatte und demokratische Methoden, sagte der Pater. Sie müssten allerdings von echter Bereitschaft zum Zuhören, dem Fragen nach dem Willen Gottes und dem Bewusstsein geprägt sein, dass bei allem Streit "ein größeres Wir" im Raum sei.