Frühjahrsvollversammlung

Bayerns Katholiken debattieren über mehr Beteiligung in Kirche

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern hat seine Frühjahrsvollversammlung abgehalten. Dabei ging es auch um die Forderung nach mehr Demokratie in der Kirche. Ausgerechnet ein Politiker goss dabei Wasser in den Wein.

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern hat über mehr Beteiligung in der Kirche diskutiert. © Day Of Victory Stu - stock.adobe.com

München – "Wie viel darf's denn sein?" - als beim Einkaufen die Ware noch Stück für Stück abgewogen wurde, war das die Standardfrage an die werte Kundschaft. Die deutschen Katholiken diskutieren seit einem guten Jahr im Synodalen Weg Reformen in ihrer Kirche, ein Hauptthema ist der Umgang mit Macht. Der Wunsch nach mehr Beteiligung, wie man sie aus einem demokratischen Gemeinwesen gewohnt ist, lässt sich nicht überhören. Aber selbst bei Reformwilligen gibt es Zweifel, wie weit das gehen sollte.

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern nahm sich am Samstag bei seiner digitalen Frühjahrsvollversammlung viel Zeit für die Debatte - und verschob dann die Abstimmung über ein vorformuliertes Positionspapier. Es gibt noch weiteren Beratungsbedarf.

Theologin: Kirche müsse von Welt lernen

Die muntere Diskussion eröffnete ein Impulsreferat der Freiburger Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer. Die Forderung nach mehr Partizipation, sagte die Professorin für Christliche Gesellschaftslehre, folge nicht einer "billigen Anpassung an den Zeitgeist", sondern sei Ausdruck dessen, "dass die Kirche ihrem eigenen Menschenbild folgt". Zu diesem zählen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) auch die Menschenrechte. Echte Partizipation aber sei nicht möglich, solange die Kirche als "Zwei-Stände-Gesellschaft" verstanden werde. Die Kirche könne und müsse von der Welt lernen, wie etwa Macht klug kontrolliert und geteilt werde.

Der Jesuit Bernd Hagenkord, einer der beiden Geistlichen Begleiter des Synodalen Wegs, wandte sich gegen Stimmen, dieser Prozess sei nicht geistlich, mithin nicht fromm genug. Orte des Geistlichen seien nicht nur Gebete und Gottesdienste, sondern auch Debatte und demokratische Methoden, sagte der Pater. Sie müssten allerdings von echter Bereitschaft zum Zuhören, dem Fragen nach dem Willen Gottes und dem Bewusstsein geprägt sein, dass bei allem Streit "ein größeres Wir" im Raum sei.

Joachim Unterländer (63) ist als Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern bestätigt worden. Bei einer erstmals digital durchgeführten Abstimmung wählte ihn die Vollversammlung am Samstag mit 59 Ja- und zwei Neinstimmen für eine zweite vierjährige Amtszeit. Der frühere Münchner CSU-Landtagsabgeordnete war der einzige Kandidat. Kontinuität dominiert im Präsidium des Landeskomitees. Wiedergewählt wurden die Berufsschullehrerin und promovierte Theologin Elfriede Schießleder (63) sowie die Sozialpädagogin Monika Meier-Pojda (65). Neu unter den Stellvertretern Unterländers ist der Volkswirt Christian Gärtner (55), der dem Eichstätter Diözesanrat vorsteht. (kna)

"Über Wahrheiten kann man nicht abstimmen", lautet ein oft bemühter Vorbehalt gegen Mehrheitsentscheidungen in der Kirche. Hagenkord sagte dazu, auch die einsame Entscheidung eines Bischofs im stillen Kämmerlein könne ungeistlich sein. Er wisse kein theologisches Argument, das den Heiligen Geist auf eine bestimmte Form der Entscheidungsfindung festlege.

Es war ausgerechnet ein Politiker, der Wasser in den Wein goss: Als mündiger Christ habe er Probleme, wenn in seiner Kirche Frauen und Männer nicht gleichberechtigt seien, sagte Manfred Weber, EVP-Chef im EU-Parlament. Aber Demokratie heiße eben auch Profilierung und Wettbewerb. Wo sei da die Grenze, vor allem wenn es um Glaubensfragen gehe? Und wie könnte die Kirche Systemprobleme der Demokratie wie Populismus vermeiden?

Einheit und Vielfalt verbinden

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx machte klar, dass es nicht darum gehen könne, die Prozeduren der Demokratie schlicht zu kopieren. Er sei auch nicht dafür, die Strukturen der katholischen Kirche "auf den Kopf zu stellen". Als internationale Glaubensgemeinschaft habe sie indes "noch nicht den Level gefunden", Einheit und Vielfalt in rechter Weise miteinander zu verbinden, räumte der Erzbischof ein.

Mahnend zeigte Marx in Richtung anglikanischer und evangelikaler Kirchen. Dort hätten Kontroversen über Reizthemen wie Homosexualität zur Spaltung geführt. Andererseits sei es für viele Katholiken eine Zumutung, "dass hier ein Sekretariat in Rom existiert, das weiß, was Gott will", sagte Marx unter Anspielung auf die jüngste ablehnende Stellungnahme der Glaubenskongregation zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.

Marx: Hoffnung auf heiligen Geist

Bei erkennbar strittigen Themen, deutete der Kardinal an, wäre es ihm deutlich lieber, vor solchen lehramtlichen Positionierungen erst einmal einen Kongress auszurichten und dazu Stimmen aus aller Welt zu hören. Dabei dürfe man aber in Deutschland nicht dem Missverständnis verfallen, dass die eigene Mehrheitsmeinung auch mehrheitlich in der Welt geteilt werde.

Der Münchner Erzbischof konnte das Dilemma letztlich nicht auflösen. "Ich weiß auch nicht, wie die Regeln aussehen müssen, dass wir zusammenbleiben", sagte er. "Ich hoffe da auch auf den Heiligen Geist."

Das Landeskomitee ist das oberste repräsentative Gremium der rund sechs Millionen Katholiken im Freistaat. Es zählt 94 Mitglieder. Ihm gehören Delegierte der Diözesanräte der sieben bayerischen Bistümer sowie der auf Landesebene tätigen kirchlich anerkannten Verbände und Initiativen an, außerdem berufene Einzelmitglieder. (kna)

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