Queer in der Kirche

Auf dem Weg zu einer regenbogenfreundlichen Seelsorge

Die Arbeitsgemeinschaft „Regenbogenpastoral“ im Erzbischöflichen Ordinariat soll dabei helfen, dass queere Menschen in Zukunft ganz selbstverständlich am kirchlichen Leben teilnehmen können. Die Projektverantwortliche Ruth Huber erklärt, welche Schritte dazu aus ihrer Sicht notwendig sind.

© IMAGO / Ralph Peters

mk online: Was war der Auslöser, die Arbeitsgemeinschaft Regenbogenpastoral zu gründen?

Ruth Huber: Es gibt eine lange Geschichte dazu. Über die queerGottesdienstgemeinde ist die Diözese seit 20 Jahren im Gespräch mit der Community. Ebenso trifft sich offiziell seit einigen Jahren eine Gruppe von lesbischen und schwulen Mitarbeitenden und tauscht sich immer wieder auch mit Verantwortlichen der Diözese aus. Mit diesen zusammen hat der damalige Beauftragte für Aids Seelsorge Martin Holzner angeregt, für die Erzdiözese eine Pastoral zu entwickeln, in der Menschen aller Lebensformen selbstverständlich vorkommen können. Im Ordinariat im Ressort 4 hat die Hauptabteilung „Lebensalter und Generationen“, die ich leite, die Aufgabe übernommen, weil dort die Pastoral für die Familien, Männer und die Jugend angedockt ist. Das Projekt wurde im Dezember 2019 genehmigt. Mittlerweile ist die Arbeitsgemeinschaft eine bunte Mischung aus Mitarbeitern der Schul- und Männerseelsorge und Menschen, die aus der Community kommen und über ihre Lebensform authentisch berichten können, weil sie selbst schwul, trans oder lesbisch sind.

Was stellen Sie sich unter einer „regenbogenfreundlichen Pastoral“ vor?

Huber: Zum einen gilt es, die Seelsorgerinnen und Seelsorger für die Thematik zu sensibilisieren hinsichtlich ihrer eigenen Vorbehalte. Wir wollen Wissen vermitteln über diese Lebensformen und erklären, wie man sichere Räume in der Pastoral für diese Menschen schafft. Zum anderen wollen wir ins Gespräch kommen mit Pfarrgemeinderäten oder Verbands-Vorständen. Und dann wollen wir auch eine theologische Auseinandersetzung anregen über das, was theologisch dahinter steckt, dass Menschen ausgegrenzt wurden. Diese Theologie gilt es aufzuarbeiten.

Kardinal Reinhard Marx hat anlässlich des Jubiläums „20 Jahre queerGottesdienst München“ betont, dass „alle Beziehungen des Menschen vom Primat der Liebe geprägt sein müssen. Dann können sie von Gott angenommen werden“. Was bedeutet dieser „Primat der Liebe“ für Ihre Arbeit?

Huber: Das ist in der Sexualmoral ein völliger Perspektivwechsel. Uns stärkt das den Rücken für unsere Arbeit.  Wir wollen auf die Qualität der Beziehung zwischen zwei Menschen schauen und nicht auf das, was sie eventuell im „Schlafzimmer miteinander tun“.  Wir wollen sie befähigen, langfristige Beziehungen zu leben. Und wenn hierzu auch eine sexuelle Ausdrucksform gehört, dann ist das so. Oder wie Kardinal Marx es im Interview mit der Wochenzeitschrift „Stern“ formuliert hat: Da leben Menschen in einer innigen Liebesbeziehung, die auch eine sexuelle Ausdrucksform hat. Und wir wollen sagen, die ist nichts wert?

Im selben Interview erklärte Kardinal Marx: „Homosexualität ist keine Sünde. Es entspricht einer christlichen Haltung, wenn zwei Menschen, egal welchen Geschlechts, füreinander einstehen, in Freude und Trauer“. Wie hilfreich sind solche Äußerungen für Ihre Arbeit?

Huber: Wir unterstützen das ganz klar. Wie schon gesagt, es kommt auf die Liebe in einer Beziehung an.

Viele gläubige Menschen tun sich schwer mit der Hinwendung der Kirche zu queeren Menschen. Sie meinen, dass dabei die katholische Lehre verwässert oder missachtet wird. Was sagen Sie solchen Mitchristen?

Huber: Ich beantworte für die Erzdiözese viele Briefe, in denen auf diese Weise argumentiert wird. Ich entgegne dann immer, dass man nach dem Stand heutiger humanwissenschaftlicher und theologischer Erkenntnisse zu anderen Ergebnissen kommt, und dass sich die Lehre dementsprechend weiterentwickeln muss. Das Synodale Forum hat ja auch den Antrag gestellt, den Katechismus in seinen Aussagen zur Homosexualität mit Blick auf die veränderten wissenschaftlichen Entwicklungen der letzten 30 bis 40 Jahre zu ändern. Natürlich müssen wir, wenn wir als Kirche glaubwürdig handeln wollen, auch die Lehre verändern, die den Rahmen für unser Handeln vorgibt. Das passt nicht allen, das weiß ich auch. Da kann vielleicht nicht jeder mitgehen. Aber wir haben ja festgestellt, dass es in anderen Punkten unserer Kirche auch geht. Zum Beispiel hat man bei der Todesstrafe die lehramtlichen Äußerungen verändert, weil es neue Erkenntnisse gab.

Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de

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