Persönlicher Rückblick

Achtsamkeitslehrer: Am Jahresende innehalten

Gut ins neue Jahr starten: Achtsamkeitslehrer Florian Wiedemann erklärt im Interview, wie und wann eine persönliche Reflexion sinnvoll ist – und warum er für 2022 keine Vorsätze fasst.

Innehalten und zurückblicken: Dafür bietet sich die "besinnliche Zeit" um Weihnachten besonders gut an, findet Florian Wiedemann. Dennoch empfiehlt er einen persönlichen Rückblick mehrmals im Jahr. © schulzfoto - stock.adobe.com

mk online: „Meditation zum Jahresabschluss“, „Diese Listen helfen dir“, ... – wer online nach Möglichkeiten für einen persönlichen Jahresrückblick sucht, wird sehr schnell fündig. Was halten Sie davon?

Florian Wiedemann: Ob man so viel mediale Unterstützungen braucht, weiß ich nicht. Aber es sind Anregungen. Und im Prinzip ist es ja sinnvoll, zu bestimmten Zeiten im Jahr – oder auch mehrmals – innezuhalten. Das Jahresende bietet sich dafür einfach an. Offensichtlich ist gerade da das Bedürfnis nach einem Rückblick besonders groß.

Warum?

Wiedemann: Weil es in unserer Kultur ein natürlicher kalendarischer Zeitpunkt ist. Ein Jahr schließt ab, ein neues beginnt – das ist die Einladung schlechthin, zurückzublicken und nach vorne zu schauen. Hinzu kommt die Weihnachtszeit, die ja doch dunkel, ruhig und still ist. Der Name „besinnliche Zeit“ sagt es ja schon: Man besinnt sich auf das, was einem gerade wichtig ist.

Warum ist so ein Rückblick, so eine Besinnung sinnvoll?

Wiedemann: Wir sind so schnell im Alltag gefangen und tun die Dinge einfach nur, weil wir sie tun. Und weil sie halt auf uns zukommen. Da ist es hilfreich, immer wieder innezuhalten und zu schauen, was ich gerade mache und ob ich das so überhaupt tun möchte. Aber: Das wäre häufiger als nur einmal im Jahr sinnvoll. Ein Jahr ist schließlich lang.

Welches Ziel verfolgt eine Reflexion am Jahresende?

Wiedemann: Es ist sehr wertvoll, vor allem auf Dinge zu schauen, die gelungen sind und auf die man stolz ist. Häufig blickt man in der Rückschau auf Dinge, die man sich im Jahr davor vorgenommen und dann doch nicht umgesetzt hat. Also ruhig auch auf kleine Erfolge und freudige Ereignisse schauen. Aber ich würde das, wie gesagt, gar nicht auf ein ganzes Jahr beziehen. Sondern eher auf einige Tage oder Wochen.

Schlagen Sie denn eine spezielle Methode dafür vor?

Wiedemann: Nein. Wichtig ist, dass man sich Zeit nimmt. Einen Rückblick macht man nicht im Vorbeigehen. Denn dann ist man nur mit alltäglichen Themen beschäftigt. Man sollte sich wirklich Zeit nehmen, um zu sich kommen zu können. Für manche funktioniert das in der Natur oder den Bergen, andere ziehen sich einen Tag lang zurück. Dann ist auch wertvoll, den eigenen Handlungsspielraum betrachten. Was kann ich beeinflussen – was nicht? Häufig kann ich die Dinge um mich herum gar nicht so sehr beeinflussen; aber ich kann ändern, wie ich damit umgehe und darauf reagiere. Daraus entstehen Änderungsmöglichkeiten.

Welche Methoden für einen Rückblick gibt es noch?

Wiedemann: Man kann sich Leitfragen stellen wie: Was von dem, was ich bisher gemacht habe, möchte ich beibehalten oder vielleicht auch ausbauen? Was möchte ich Neues ausprobieren? Und was sollte weniger werden? Immer, wenn etwas weniger wird, gibt es ein „Stattdessen“ – was soll das sein? Eine andere Methode ist, sich verschiedene Lebensbereiche anzuschauen: etwa Beruf und Arbeit, Familie und Freunde, Zeit für sich selbst, den eigenen Körper oder die Gesundheit. Pro Bereich kann man sich fragen: Wie viel Zeit und Energie verwende ich darauf? Und entspricht das dem, was ich möchte? Wie geht es dann weiter?

Was macht man mit all den Erkenntnissen?

Wiedemann: Sich überlegen, wie man sein Leben in Zukunft gestalten möchte. Dafür sind konkrete Ziele gut. Ein Beispiel: „Ich möchte mehr Sport treiben“ ist schon die Steilvorlage dafür, dass nichts passieren wird, weil „mehr Sport“ sehr unkonkret ist. Stattdessen sollte man sich wirklich überlegen, was einem Freude bereitet, wann man es macht, mit wem und welcher Schritt dafür als Erstes ansteht. Je konkreter ein Vorsatz formuliert wird, desto besser kann der innere Schweinehund im Zaum gehalten werden.

Wahrscheinlich sollten diese ersten Schritte dann auch eher klein sein, oder?

Wiedemann: Genau, das ist ein wichtiger Punkt. Zum einen sollte man immer nur den nächsten Schritt planen. Daran kann man sich entlanghangeln und eine Perspektive entwickeln. Das andere ist, sich keine zu hohen Ziele zu setzen, sondern lieber kleine Schritte zu machen. Daraus folgt dann eher ein Erfolgserlebnis, das sich weiter ausbauen lässt. Wer sich große Ziele setzt und dann scheitert, ist schneller enttäuscht und lässt das Vorhaben möglicherweise ganz bleiben.

Haben Sie persönlich Vorsätze fürs neue Jahr?

Wiedemann: Nein. Mir ist die Vorausschau auf ein ganzes Jahr einfach zu groß. Ich versuche eher, mir immer wieder in kurzen Abständen Dinge vorzunehmen und bewusst darauf zu achten. Um ehrlich zu sein: Wenn ich mir etwas vornehme, muss ich nicht bis Silvester warten. Das kann ich auch vorher machen – wenn es wirklich wichtig ist. (Interview: Hannah Wastlhuber, Volontärin)

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