Gesundheit im Klimawandel

Allergien, Hitze, neue Viren – wie die Erwärmung auf den Körper wirkt

Hitzestress, Allergien, Viren: Veränderungen im globalen Klima betreffen nicht nur die Vegetation und die politische Debatte, sondern auch unseren Körper. Mit welchen Folgen?

© Adobe Stock/ Galitskaya

München - Die Umweltmedizinerin Prof. Claudia Traidl-Hoffmann ist Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Helmholtz Zentrum München und untersucht mit ihrem Team Zusammenhänge zwischen Erwärmung und gesundheitlichen Risiken. Schon länger forscht die Professorin zu Allergien. Für die wurden bisher oft genetische Faktoren als Auslöser ins Spiel gebracht. Doch inzwischen weiß man: „Gene sind relativ stabil. Wenn also etwas sich exponentiell verändert, wie die Allergierate, dann kann es nicht an den Genen liegen“, stellt die Umweltmedizinerin klar. Doch was ist es dann? Ein ganzes Potpourri von Faktoren wirke da zusammen. Die Allergierate ändere sich mit Lebensgewohnheiten, der Entfernung von Natur, und dem geringeren Kontakt zu Tieren, konstatiert die Umweltmedizinerin. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Biodiversität eine Schlüsselrolle spiele fürs Immunsystem. Noch sei die Spritze, in die man alle wichtigen Elemente für ein gutes Immunsystem packen könne nicht entwickelt, aber in diese Richtung gehe die Zielsetzung.


Doch Umwelteinflüsse wirken auf Menschen und auch auf Pollen, diese Doppelrolle der Umweltfaktoren zeige, dass es keine rein medizinische Lösung geben könne, betont die Umweltmedizinerin, wo immer bereits möglich müssten die richtigen Konsequenzen gezogen werden: „Wir müssen diese Erde, die uns so wunderbar zur Verfügung steht, für uns Menschen bewohnbar halten.“ Anders als oft angenommen sind Allergien ist keine Bagatellerkrankungen. Rund 151 Milliarden sozio-ökonomische Kosten werden in Europa jedes Jahr aufgrund von allergischen Erkrankungen verursacht. „Viele Allergiepatienten sind über bestimmte Zeiträume hinweg nicht arbeitsfähig“, weiß die Forscherin.

Auch große Hitze verursacht keineswegs nur Befindlichkeitsstörungen, erläutert die Medizinerin: „Wenn es sehr heiß ist, dann schläft man nicht nur schlecht, sondern es kann für Menschen mit Vorerkrankungen, für ältere Menschen und kleine Kinder zu gefährlichen Situationen kommen.“  Der Blutdruck steigt durch die Hitze und fordert das Herz besonders. Spezialisten stellen fest, dass Hitze bei vorerkrankten Menschen zu massiven Atembeschwerden führen kann. Speziell bei feuchtwarmer Luft steigt das Risiko für Schlaganfälle. Diese Zunahmen sind klar zu erkennen, nun gilt es die Wirkungszusammenhänge genauer zu erforschen, um Vorsorgemaßnahmen zu entwickeln. Claudia Traidl-Hoffmann fordert daher Hitzenotfallpläne zu entwickeln, wie es sie in Frankreich nach einer hohen Sterblichkeit im Sommer 2003 bereits gibt, so etwas müsse auch in Deutschland in Kraft gesetzt werden, drängt die Umweltmedizinerin.

Auch auf die Gewässer wirkt die Erwärmung. So entsteht ein erhöhtes Risiko für Wundinfektionen durch Bakterien. „Wer zu Hautreaktionen neigt, muss Parasiten im Wasser wie Zerkarien durchaus fürchten“, weiß die Forscherin. Als Konsequenz hält sie eine engmaschigere Untersuchung von Badegewässern mit entsprechender Information der Bevölkerung für nötig: „Das gehört zur Anpassung an den Klimawandel, und der ist ja da, da brauchen wir ein Screeningsystem und es müssen Warnungen ausgesprochen werden, dass das durchaus die Gesundheit beeinträchtigen kann.“

Durch die Klimaerwärmung dringen Insekten in unsere Breiten vor, die Krankheitserreger einschleppen können, mit denen hier nicht gerechnet wird, wie etwa für das West-Nil-Fieber. Wer Glück hat, trifft auf Ärzte, die erst nach einer gründlichen Untersuchung ihre Diagnose stellen und die bisher sehr seltenen Erkrankungen entdecken. Das müsse in der medizinischen Ausbildung besser berücksichtigt werden. Auch die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Umwelterkrankungen seien noch nicht im nötigen Umfang vorhanden, mahnt die Umweltmedizinerin. Umfassender Klimaschutz sei jedenfalls unabdingbar für die Gesundheitsvorsorge, argumentiert Claudia Traidl–Hoffmann: „Die ganze Gesellschaft muss sich transformieren und es muss klar sein, dass es jetzt sein muss, weil viel Zeit haben wir nicht mehr, um die Erde für den Menschen bewohnbar zu halten.“

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