Humanitäre Katastrophe

Afghanistan: Die (fast) vergessene Krise

Im vergangenen Sommer war die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wochenlang eines der vorherrschenden Themen in den deutschen Medien. Doch die öffentliche Aufmerksamkeit hat nicht angehalten – dabei sind die Zustände inzwischen laut Caritas international schlimmer als jemals zuvor.

Nach der Machtübernahme der Taliban 2021 versuchten viele Menschen am Kabuler Flughafen aus dem Land zu kommen. © IMAGO/NurPhoto

„In meinen 30 Jahren beruflicher Tätigkeit im Bereich Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit habe ich noch nie so katastrophale Zustände gesehen,“ sagt der Leiter des Büros von Caritas international in Kabul, Stefan Recker, im Interview mit dem Münchner Kirchenradio. „Das Leid hier ist sehr groß. Die Zustände in den Binnen- Flüchtlingslagern sind furchtbar. Die Menschen haben kein Geld, um sich Brennmaterial oder Nahrungsmittel zu kaufen. Es fehlt ihnen an allem.“

Mehr als die Hälfte der Afghanen ist auf Hilfe angewiesen

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in diesem Winter 24 Millionen Menschen – und damit mehr als die Hälfte der Bevölkerung – in Afghanistan auf humanitäre Hilfe angewiesen. Ein Grund dafür ist, dass der afghanische Divisen-Bestand in Amerika geparkt ist. Seit dem Einmarsch der Taliban bestehen Sanktionen, die es verbieten Geld aus den USA zu überweisen. „Es ist keine Nahrungsmittel-Krise, die wir hier sehen. Es ist eine finanzielle Krise“, betont Stefan Recker. Den Menschen fehlt es schlicht an Geld. Zu dem Problem der fehlenden Auslandsüberweisungen kommt hinzu, dass viele Afghanen ihre Arbeit verloren haben. Frauen dürfen in den meisten Bereichen nicht mehr tätig sein, damit fehlt den Familien ein Einkommen.

Mitarbeiter haben das Land verlassen

Auch Stefan Recker würde in seinem Büro in Kabul gerne wieder Frauen beschäftigen. Aktuell verfügt er kaum noch über afghanische Ortskräfte. Aus Furcht vor den Taliban hat ein Großteil seiner afghanischen Mitarbeiter das Land verlassen. Viele befinden sich inzwischen mit ihren Familien in Deutschland – auch mit Hilfe von Caritas international. Jetzt muss Stefan Recker neue Mitarbeiter für seine zahlreichen Projekte in Afghanistan suchen. Unter anderem unterstützt das Hilfswerk eine Werkstatt, die Prothesen für die Kriegsopfer herstellt und versorgt Lebra- und Tuberkulose-Patienten mit Medikamenten. Natürlich verteilt Caritas international auch Nahrungsmittel und Medikamente in den Flüchtlingslagern – zumindest daran werden sie aktuell nicht von den Taliban gehindert.

Die Autorin
Cathrin Schreiber
Radio-Redaktion
c.schreiber@michaelsbund.de

Münchner Kirchenradio

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